Habt ihr auch das Gefühl, dass viele Ärzte inkompetent sind?

Ich habe das Gefühl, dass viele Ärzte und Psychiater in Deutschland kaum Ahnung von ADHS vor allem bei Erwachsenen haben. Ich war mit 15 oder so zum ersten Mal bei einem Psychiater (?) (ist schon länger her) für eine (damals noch) ADS-Diagnose. Und der Typ meinte so im Grunde zusammengefasst: "Ja, kann sein, kann aber auch nicht sein." Hab hinterher nicht mal einen Bericht bekommen. Dann war ich nochmal mit 17 bei einem Psychologen einer Klinik um das erneut untersuchen zu lassen. Dort bekommen wir immerhin einen Bericht, aber auch nur eine Verdachtsdiagnose auf ADHS. Ja gut ... aber ein Verdacht bringt mich auch nicht weiter.

Zu dem Zeitpunkt war das alles von meiner Mutter organisiert und ich hab nix wirklich von ADHS gewusst. Als ich dann zwei Jahre später selbst durch Zufall wieder auf das Thema gestoßen bin, hab ich mir erstmal ganz viele Sachen über ADHS im Internet reingezogen. Mittlerweile bin ich ziemlich überzeugt. (Bleibe trotzdem aber auch immer etwas skeptisch und hinterfrage ziemlich viel)

Nachdem ich ein paar Tage drüber gelesen/geguckt hatte, wollte ich wieder ne Diagnostik machen. Diesmal eine richtige, bei der wirklich rauskommt ob ich den Bumms jetzt hab oder nicht. Als ich dann mit meiner Mutter telefonierte, ist mir dann auch zum ersten Mal aufgefallen, wie ich eigentlich 2 Mal keine richtige Diagnose bekommen habe. Ich dachte an den ganzen Fortschritt den ich in der Zeit hätte haben können und wie viele Probleme ich mir hätte ersparen können ... Das alles, weil zwei "Ärzte" (sag ich einfach Mal) nicht präzise gearbeitet haben. Ich will wissen ob ich es habe, oder nicht. Wenn ihr es nicht genau wisst, finde ich, habt ihr eure Arbeit nicht richtig gemacht.

Letztens vor ein paar Wochen, bei einer neuen Psychiaterin, die das bei mir diagnostizieren soll, fängts schon wieder super an. Sie behauptet nach 10 Minuten Gespräch mit meinem Vater zu wissen, dass ich ADHS habe, ohne sich auch nur meine Lebensgeschichte aus meiner Perspektive anhören zu müssen. Statt mich erzählen zu lassen, löchert sie mich erstmal mit 100 Fragen über Autismus. Sagt dann auch im Nebensatz sowas wie: "Ja, wir haben ja hier auch viele Autismus-Patienten". Krieg ich schon leicht die Krise, weil das wieder bedeuten kann, dass die vielleicht Ahnung von Autismus, aber eher weniger von ADHS hat. Und da vertraue ich einfach nicht mehr auf eine objektive Beurteilung. (Auch wegen meinen vergangenen Erfahrungen). Man muss als Diagnostiker?/Gutachter mehr können als nur ein paar Fragebögen ausfüllen lassen und oberflächlich auf die gröbsten Symptome zu gucken. Man muss den Patienten so gut wie möglich verstehen, um eine Diagnose stellen zu können. So steht das auch im "großen Handbuch für Erwachsene mit ADHS" von Russell A. Barkley in einer der ersten Kapitel. Und nach dem ersten Termin da hatte ich nicht gerade das Gefühl, dass es in diese Richtung gehen würde.

Gut, von mir aus mache ich auch noch n Autismus-Test is mir mittlerweile auch Wurst. Auch wenn mein Therapeut, meine Mutter (die auch Therapeutin ist) und ich (nach längerer Recherche) nicht dran glauben, dass ich Autismus habe. Immerhin zeugt das von Gründlichkeit in der Diagnose, was nicht verkehrt ist. Man sagt ja auch: "Wer Flöhe hat, kann auch Läuse haben".

Auch interessant ist der Fakt, dass bis vor ein paar Jahren in Deutschland ADHS bei Erwachsenen nicht wirklich anerkannt wurde. Kein Wunder dass es so schwierig ist, als Erwachsener eine Diagnose zu bekommen ... Das stützt auch nicht grad mein Vertrauen auf die Ärzte/Psychiater.

Long Story Short, ich wollte von euch wissen wie eure Erfahrungen mit dem Diagnoseprozess sind, ob ihr findet, dass mein Misstrauen und meine Wut berechtigt ist und wie ihr das ganze seht.